Chronik des Bezirksfischerei-Vereins Kulmbach von 1896 e.V.

So fing alles an:

„Heute fand die Generalversammlung des Fischerei-Vereins für den Distrikt mit Stadt Kulmbach im Jungkunz’schen Gasthause dahier statt. In derselben wurden die Satzungen beraten und festgestellt, sowie die Vorstandswahl vorgenommen. Zum 1. Vorstand wurde der königliche Bezirksamtmann Gick gewählt.“Das in feinsäuberlicher Handschrift verfasste Protokoll vom 10. Februar 1896 beurkundet die Gründung des Bezirksfischereivereins Kulmbach. Reiner Zufall war es, daß einer der Nachfolger des Herrn Gick –Gack- hieß, als der traditionsreiche Verein 1996 sein 100-jähriges Bestehen feierte. Von 1998 bis 2010 lenkte Peter Jensen die Geschicke des Vereins. „Mühe, Arbeit und Sorge, aber auch Freude, Frohsinn, Gemütlichkeit und gemeinschaftsfördernde Geselligkeit waren treue Wegbegleiter einer stolzen Vereinsgeschichte. Mit Idealismus, Einsatzfreude und Hingabe haben engagierte Mitglieder und ein begeisterter Nachwuchs eine beeindruckende Aufbauleistung des Vereins vollbracht. Aus bescheidenen Anfängen hat sich eine leistungsstarke und erfolgreiche Gemeinschaft entwickelt“ lobte die Kulmbacher Bürgermeisterin Inge Aures in ihrem Grußwort zur Hundertjahrfeier die örtlichen Fischer. Bemerkenswert, dass der damalige fortschrittlich gesinnte Vorstand bereits im Gründungsjahr 11-Tausend Regenbogenforellen-Eier bestellte. Diese Fischart war erst 1880 aus Nordamerika in Europa eingeführt worden. Den Blick über den Zaun gewährte eine schon damals existierende Fischereizeitung. Sie wurde dem Gastwirt Jungkunz überschickt, welcher es übernahm, dieselbe den Mitgliedern für die Dauer von acht Tagen gegen Bescheinigung zum Lesen zu überlassen. Und wie im richtigen Leben, so nahmen die Dinge auch bei den Kulmbachern Fischern nicht immer einen gradlinigen Verlauf. Zwei Weltkriege und ihre Aus- und Nachwirkungen bewirkten schmerzliche Einschnitte im Vereinsleben. Hinzu kam, dass man zeitweise über zu wenig eigenes Wasser verfügt, um die Ansprüche aller passionierten Mitglieder befriedigen zu können. Relativ hohe Summen mussten oftmals unter erheblichen Bauchschmerzen aufgewendet werden, um zusätzliche Gewässer zu erwerben, bzw. zu pachten und für deren Besatz zu sorgen. Heute ist der Verein in der glücklichen Situation, überwiegend eigene Gewässer zu bewirtschaften. Ärger bereitete das „unaufhaltsame Vordringen der Bisamratte“. über 200 Rattenschwänze wurden 1927 abgeliefert und hierfür pro Stück eine Prämie von 50 Pfennigen gewährt. Zum anderen trieben Fischfrevler ihr Unwesen, auch katastrophale Fischssterben waren zu beklagen, deren Verursacher nicht immer haftbar gemacht werden konnten. Gelegentlich kam es auch zu vereinsinternen Quereleien respektive Ungebührlichkeiten. So hatte es unweigerlich den Ausschluss aus dem Verein zur Folge, gebrauchte ein aufmüpfiges Mitglied gegenüber einem Vorstandsmitglied das „Götz Zitat“. Kein Pardon gab es auch seinerzeit für die Diskriminierung eines Vereinsoberen mittels der Bezeichnung „Diktator“. Lässt man diese 110 Jahre unserer Vereinsgeschichte Revue passieren, dann tritt wahrlich ein historisches Monumentalgebilde zutage, aus dem heraus man einen Roman schreiben könnte, resümierte der Verfasser der damaligen Vereinschronik, Herr Manfred Ströhlein. Beispielsweise zitiert er aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung von 1949 die Frage, ob es nötig sei, überhaupt noch Mitglied des Landesfischereiverbandes zu bleiben, da der zu leistende Beitrag hierfür sehr hoch sei. Diesbezüglich hat sich längst ein Sinneswandel vollzogen. „Die Zugehörigkeit und Mitgliedschaft beim Bezirksfischereiverband Oberfranken und somit auch beim Landesfischereiverband Bayern ist für uns eine Selbstverständlichkeit“ stellte Peter Jensen, als damaliger Vereinsvorsitzender unumwunden und ohne zu zögern, fest. Ein Höhepunkt dieser Verbindung neben der Ausrichtung von regionalen Veranstaltungen sei die Durchführung des Bayerischen Landesfischereitages 2001 in Kulmbach gewesen. In diesem Jahr ist der Verein Ausrichter des Oberfränkischen Fischereitages 2006. Hervorragendes wurde auch von Vorstandsmitgliedern und Vereinsmitgliedern beim Bau des Fischerheimes „Mainauen“ geleistet, die uneigennützig Ihre Freizeit für dieses Projekt geopfert haben. Im neuen Jahrhundert ist der Bezirksfischereiverein Kulmbach sehr gut auf die ihm gestellten Aufgaben vorbereitet. Er verfügt über etwa 800 Mitglieder, davon ca 45 Jugendliche und einer gut funktionierenden Vorstandschaft.

Bei den Neuwahlen der Vorstandschaft im Januar 2010 gab der verdiente Vorsitzende Peter Jensen sein Amt in jüngere Hände ab. Der bisherige Jugendleiter Oliver Pühlhorn wurde von der Mitgliederversammlung zum 1. Vorsitzenden gewählt. Peter Jensen wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Verein bewirtschaftet  mehr als 30 Kilometer Fließgewässer vornehmlich im Verlauf des Roten- und des Weißen Mains. Sie erstrecken sich über die Forellen-, Äschen- bis hin zur Brachsenregion. Daneben werden über 50 ha Baggerseen betreut. Ein Gewässerwart und sein Vertreter überwachen den Zustand der Gewässer und 14 Fischereiaufseher kümmern sich um die Einhaltung der fischereirechtlichen Bestimmungen und der vereinsinternen Gewässerordnung. Selbstverständlich finden im Laufe eines Vereinsjahres viele geselligen Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art statt, die sich bis zum heutigen Tag bewährt haben. Einmal jährlich im März/April sind die Mitglieder gehalten, die Gewässer vom Unrat zu befreien. Man versteht sich als kompetenter Verwalter in Sachen Natur- und Umweltschutz.